Die Arbeiten an dieser, seiner spektakulären Erfindung, des ersten holländischen Flugapparates, wurde streng geheim gehalten.
Es war eine riesige mit Segeltuch bespannte Holzkonstruktion, in der ein mit Gas gefüllter Ballon, der zum Auftrieb gedacht war, und ein Benzinmotor eingebaut waren. Der große Propeller am Heck der Maschine sollte den Schub garantieren.
Die Flügel, eine mit Tuch bespannte Holzkonstruktion auf beiden Seiten, waren jeweils 6 Meter lang. Um den Flügelschlag der Vögel nachzuahmen, wurden die Flächen beweglich an die Grundkonstruktion angeschraubt und mit jeweils einer Pleuelstange am Motor befestigt.
Endlich – am 24. Juni 1880 in Boekelerfeld bei Enschede – hatte er, nach mehreren Fehlversuchen, seinen Flugapparat „LISA 1“ auf die Wiese vor seinem Werkstattschuppen geschoben. LISA war der Name seiner geliebten Frau, die ihm 9 Kinder schenkte.
EIN AUGENZEUGENBERICHT
Es ist der 24. Juni 1880, der Himmel ist wolkenbehangen, es ist stürmisch. Der Regen weicht den Boden auf, die Flugbedingungen sind sehr schlecht. Aber Piet nimmt entspannt kräftige Züge aus seiner geliebten Pfeife. Nur wenige eingeweihte Freunde sind anwesend. Alle sind aufgeregt – wird der mutige Erstflug, das Abheben von der geliebten Erde überhaupt gelingen?
Mutig und voll Tatendrang besteigt Piet seinen Flugapparat. Die Freunde stabilisieren das im Sturm schlingernde Gerät.
Der Sturm peitscht Piet ins Gesicht, die Sicht ist schlecht. Er genießt den beruhigenden Dampf der Pfeife. Die Brille ist verschmiert, er sieht nichts. Sein Freund „Rudi van Achtern“ muss ständig zum Fahrerstand klettern und die Brillengläser abwischen und Feuer für die Pfeife reichen.
Es muss heute gelingen!
Nach mehreren Versuchen schafft es Rudi, den Propeller, also den Motor anzuwerfen. Piet sieht schon wieder nichts. Rudi wischt die Gläser klar, noch einmal Feuer für die Pfeife und springt vom Fluggerät. Noch einen Schluck aus der Geneverflasche, der Motor wird hochgefahren. Nicht nur die Pfeife raucht, es zischt und bebt, der Apparat schüttelt sich – er bewegt sich. Noch mehr Schub, noch einen Schluck Genever, noch mehr Gas geben, „LISA 1“ nimmt Geschwindigkeit auf. Nach ca. 75 Meter hebt „LISA 1“ tatsächlich ab… sensationell! Circa 25 cm vom Boden entfernt, die Geschwindigkeit nimmt zu. Die heftigen Sturmböen kommen von vorn, sie drücken die Nase des Apparates gen Himmel – verdammt, „LISA 1“ überschlägt sich. Ein Funke aus der Pfeife, der gasgefüllte Ballon entzündet sich, ein lauter Knall, eine Explosion, das Gas und der Treibstoff explodieren mit einer gewaltigen Stichflamme. Die Teile fliegen durch die Gegend, es brennt, es lodert.
Der Rauch lichtet sich, alle sind nur leicht verletzt. Piet ist erleichtert, die Pfeife dampft noch.
Es ist nichts weiter passiert, aber der Flug war ein totaler Misserfolg. Um nicht negativ in der Presse zu erscheinen, um nicht verspottet zu werden, wird alles geheim gehalten.
Joep Hoefnagels erinnert mit “AERONAUT 1880” an seinen Urgroßvater, den großen Erfinder, und an den leider missglückten Erstflug im Jahre 1880.
Quelle: Pressemitteilung, Lexikon “Wikilogia”